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Bundespolizei FBI versagte: Die USA entschädigen nun Turnerinnen für Missbrauch durch Betreuer

Die US-Regierung zahlt Turnerinnen Geld für Leiden, die ihnen ein Arzt und ein Trainer zugefügt hatten. Das FBI hatte zu spät auf Verdachtsmomente gegen Arzt Larry Nassar und Trainer John Geddert reagiert, so lautete der Vorwurf der Opfer, zu denen auch Olympiasiegerinnen wie Superstar Simone Biles zählten. Nun wurde auch mit dem US-Justizministerium eine außergerichtliche Vereinbarung erzielt.

Viele Missbrauchsopfer und ihre Fürsprecher bei einer Pressekonferenz beim Kapitol in Washington im Jahr 2018. Nun wurde auch mit dem US-Justizministerium eine Vergleichsvereinbarung erzielt.
Viele Missbrauchsopfer und ihre Fürsprecher bei einer Pressekonferenz beim Kapitol in Washington im Jahr 2018. Nun wurde auch mit dem US-Justizministerium eine Vergleichsvereinbarung erzielt.

Rund 100 Missbrauchsopfer des früheren US-Sportarztes Larry Nassar, darunter Turn-Superstar Simone Biles, sollen von der US-Regierung entschädigt werden. Das Justizministerium habe sich bereit erklärt, rund 100 Millionen Dollar zu zahlen, wie das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur AP berichteten. Eine außergerichtliche Vereinbarung sei bereits vor einigen Monaten getroffen worden. Der Vergleich sei von den Opfern im Grundsatz akzeptiert worden. Ausgezahlt wurde die Summe laut AP aber noch nicht. Das US-Justizministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Die betroffenen Frauen und Mädchen hatten in einer Klage der obersten US-Sicherheitsbehörde FBI vorgeworfen, diese sei Beschwerden des Turnverbands USA Gymnastics über Nassars Verhalten an der Michigan State University nicht nachgegangen. Dadurch konnte der Arzt mehr als ein Jahr lang bis zu seiner Verhaftung im Herbst 2016 weitere Taten verüben, so die Vorwürfe der Opfer. "Wenn das FBI einfach seinen Job gemacht hätte, hätte Nassar gestoppt werden können, bevor er jemals die Chance hatte, Hunderte Mädchen inklusive mir zu missbrauchen", so Samantha Roy, eine frühere Turnerin der Universität von Michigan.

FBI-Chef Christopher Wray hatte 2021 das Versagen seiner Behörde in dem Fall in einer Aussage im US-Senat eingeräumt und die Versäumnisse "unentschuldbar" genannt. Nassar (60) war mehr als 20 Jahre Arzt des US-Turnverbands und der Turnerinnen an der Michigan State University. Er soll 265 Frauen und Mädchen sexuell missbraucht haben, darunter die Olympiasiegerinnen Biles, Aly Raisman und McKayla Maroney.

Nassar bekannte sich in seinem Strafprozess Ende 2017 schuldig und wurde 2018 wegen sexueller Übergriffe in mehr als 250 Fällen in drei Urteilen mit Strafen von insgesamt bis zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt. Bei der Urteilsverkündung sagte Richterin Rosemarie Aquilina zu Nassar: "Ich habe gerade Ihr Todesurteil unterschrieben." In dem Prozess hatten mehr als 150 Betroffene ausgesagt. Der Oberste Gerichtshof von Michigan lehnte einen Einspruch von Nassars Anwälten 2022 endgültig ab.

In dem Fall wurde auch der frühere US-Coach der Olympiasiegerinnen von 2012, John Geddert, wegen sexuellen Missbrauchs und Menschenhandel in 24 Fällen angeklagt. Der damals 63-Jährige nahm sich kurz danach im Februar 2021 das Leben.

Die Summe der Entschädigungszahlungen, die den Opfern zugesprochen wurden, steigt mit dem Vergleich auf rund eine Milliarde Dollar. 500 Millionen hatte die Michigan State University 2018 im Rahmen eines Vergleichs zugesagt. Mit dem amerikanischen Turnverband USA Gymnastics trafen die Opfer 2021 eine Vereinbarung über 380 Millionen Dollar.

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