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SPÖ-Chef Babler will ein "Bollwerk gegen die blau-schwarze Wende" sein.

Andreas Babler will Kanzler werden und warnt vor angeblichen Plänen für eine "autoritäre Wende". Eine Verlängerung der Arbeitszeit und ähnliche "Schwachsinnigkeiten" werde es mit ihm nicht geben, versprach er zum 1. Mai.

„... sobald ich endlich dort drüben Verantwortung übernehmen kann!“ – „Drüben“ ist das Kanzleramt, in das Andreas Babler einziehen will.
„... sobald ich endlich dort drüben Verantwortung übernehmen kann!“ – „Drüben“ ist das Kanzleramt, in das Andreas Babler einziehen will.

Da mag die SPÖ seit Jahren in die Opposition verbannt sein; da mag die Sozialdemokratie in den Meinungsumfragen beharrlich hinter der FPÖ dümpeln; da mag ein Jahr des holprig verlaufenden Vorsitz-Wechsels samt vertauschter Excel-Listen und interner Dauerintrigen hinter der SPÖ liegen - eines muss man der Partei lassen: Sie vermag es immer noch, am 1. Mai den Wiener Rathausplatz mit Tausenden Anhängern zu füllen.

Rufe nach "Arbeitszeitverkürzung jetzt"

Am Mittwoch ging dort die traditionelle Mai-Feier der Wiener SPÖ vonstatten, einbegleitet durch einen Sternmarsch der Genossen, die aus den einzelnen Bezirken und Sektionen in die Innenstadt marschierten - Blasmusik, rote Fahnen und zahlreiche Transparente inklusive. "Gehaltsschere schließen", konnte man da lesen, und: "Gendermedizin ausbauen", und: "Arbeitszeitverkürzung jetzt", und auch ein paar vereinzelte Pro-Palästina- und Contra-Israel-Parolen hatten sich dazwischengeschwindelt.

Bablers Rede wurde mit Jubel untermalt

Und welch ein Unterschied: Vor exakt acht Jahren hatte eine laute Minderheit der Genossen auf dem Rathausplatz den damaligen Parteichef und Bundeskanzler Werner Faymann gnadenlos von der Rednerbühne gepfiffen. Wenige Tage später trat Faymann zurück. Die Rede des aktuellen Parteivorsitzenden Andreas Babler hingegen wurde mit Jubel und "Andi, Andi!"-Sprechchören untermalt. Kurzum: Die Stimmung war und ist gut, und das einzige, was die Festeslaune störte, war die nach den herbstlichen Wahlen angeblich bevorstehende blauschwarze Regierung und die von dieser angestrebten "autoritäre Wende", die ausnahmslos jeder Redner und jede Rednerin auf der Rathaustribüne beschwor. FPÖ und ÖVP planten, "alle Errungenschaften und Schutzeinrichtungen, die wir geschaffen haben", zu beschneiden und abzumontieren - aber: "Wir werden Blau-schwarz keine Perspektive geben! Wir werden wie ein Bollwerk unsere demokratischen Grundwerte schützen!", rief Babler in seiner mitreißenden und nicht ohne Pathos vorgetragenen Rede ins Publikum.

Babler erhob Anspruch aufs Kanzleramt

Selbstbewusst meldete der SPÖ-Vorsitzende seinen Anspruch auf das Kanzleramt an: Verpflichtende Lohntransparenz, Kampf gegen die "profitgetriebene Klimaerhitzung", eine Kindergrundsicherung, "die die Kinderarmut strukturell abschafft" - all das uns noch vielmehr werde es geben, "sobald ich endlich dort drüben Verantwortung übernehmen kann", rief Babler, indem er in die Richtung des nahen Bundeskanzleramtes deutete.

Eine weitere Richtungsfestlegung hatte bereits zuvor der Eröffnungsredner, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, vorgenommen: Die SPÖ trete "massiv auf gegen die Parteien, die die EU von innen heraus zerstören wollen. Daher kommt eine Koalition mit der FPÖ nicht in Frage", rief er und nützte die Gelegenheit, die medial kolportierten Auffassungsunterschiede mit Andreas Babler in den Bereich der Legenden zu verbannen: "Es gibt keinen Unterschied zwischen der Bundes-SPÖ und der Wiener SPÖ", beteuerte der Bürgermeister.

41-Stunden-Woche sei eine "Schwachsinnigkeit"

Die von der Industriellenvereinigung losgetretene Debatte um eine Arbeitszeitverkürzung, die vielfach erhobene Forderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten sowie ein angeblicher Plan, Feiertage abzuschaffen, erwiesen sich als aufgelegte Elfmeter für die Redner, darunter Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl: Die Regierung werde "scharfen Gegenwind" zu spüren bekommen, wenn sie derlei Vorhaben wälze, kündigte die AK-Chefin an. Babler nannte die Forderung nach einer 41-Stunden-Woche gar eine "Schwachsinnigkeit", mit der man sich nicht einmal beschäftigen wolle.

Was die Genossen nicht hinderte, zum Abschluss ihrer Kundgebung wie jedes Jahr das Lied der Arbeit ("Die Arbeit hoch") anzustimmen.

KOMMENTARE (2)

Alexander Schwarzz

Aktuell hat man echt die Wahl zwischen Pest und Cholera. Einen weltfremden Träumer der uns wirtschaftlich in ein dritte Weltland katapultieren wird oder einen autoritären Rechten der jeden politischen Andersdenkenden zum Todfeind erklärt.
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Josip Linksmann

Der größte Heißluftverbreiter der 2. Republik, das wird nix!
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